Reflecting Team im Einzelsetting

Reflecting Team im Einzelsetting

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Nach einer Einführung in die Methode des „Reflecting Team“ erläutert unsere Gastautorin Kristin Schwemmle im folgenden Artikel die Möglichkeiten des Einsatzes des „Reflecting Team im Einzelsetting“.

Wozu kann das Reflecting Team nützlich sein?

Im Reflecting Team wird die Gruppe der Peers als Resonanzraum für den Beratungsprozess zwischen Fallgeber:in und Berater:in genutzt. Es dient dazu, Erweiterungen der Deutungsmöglichkeiten des geschilderten Verhaltens und als Vorschlag geäußerte Anregungen für das weitere Vorgehen zu kreieren. Dabei bestimmt der/die Fallgeber:in durch die Fragestellung an das Reflecting Team, in welche Richtung die Gruppe aktiv werden soll.

Vorbereitungen

Um das Reflecting Team zu bilden, wird die Sitzordnung verändert. Es ergeben sich zwei Sitzkreise: das Reflecting Team mit den Peers und der/die Fallgeber:in mit dem/der Berater:in. Die Änderung der Sitzordnung und die „Ausgrenzung“ von Fallgeber:in und Berater:in verhindert die direkte Ansprache des/r Fallgeber:in.

Anwendung des Reflecting Teams

Die Peers unterhalten sich untereinander über die/den Fallgeber:in, den Fall und den Beratungsprozess, so als ob Fallgeber:in und Berater:in nicht anwesend wären. Die beiden „belauschen“ das Gespräch der Kolleg:innen. Wichtig ist darauf zu achten, dass nur wertschätzende und hilfreiche Äußerungen genannt werden, dass man also nicht in eine Kritikphase gerät.

Nach der Runde im Reflecting Team geht das Gespräch zurück an den Berater:in und den Fallgeber:in, der/die die Anregungen in das Beratungsgespräch einbindet.

Wirkung der Methode

Den Resonanzraum des Refecting Teams für das Beratungsgespräch zu nutzen, ist eine machtvolle und bereichernde Methode. Die unterschiedlichen Blickwinkel, Beobachtungen und Hypothesen öffnen Denk- und Handlungsräume für den/die Klient:in. Wobei diese:r entscheidet, welche der genannten Hypothesen und Vorschläge für ihn/sie hilfreich und stimmig ist. Er/Sie kann also aus dem Buffet der Hypothesen auswählen.

Das Reflecting Team im Einzelsetting

Für Berater:innen, die im 1:1 mit Klienten arbeiten, stehen „Leihgehirne“ einer Peergruppe leider nicht zur Verfügung. Dennoch gibt es eine gute Möglichkeit das Reflecting Team einzusetzen. Die Methode „Reflecting Team im Einzelsetting“ von meinem Kollegen Jaakko Johannsen gibt dem Coach in einem Prozess des freien Reflektierens den Raum Hypothesen, Gedanken und Fragen, die ihm gerade durch den Kopf gehen, dem/der Klient:in zur Verfügung zu stellen.

Start in das Reflecting Team durch Veränderung der Sitzordnung

Auch hier wird der Start und Ende des Reflecting Teams durch die Veränderung der Sitzordnung eingeläutet. Dies kann sowohl im präsenten wie im Online-Coaching geschehen.

Laute Reflexion des Coaches

Wichtig ist, eine gute Rahmung, so dass das „Aus dem Kontakt gehen“ keine Stör-Gefühle bei dem/der Klient:in auslöst. Ein Einleitungsmöglichkeit für die Reflexionsphase sind folgende Sätze:
„Ich habe jetzt einiges von dir zu deinem Thema gehört und würde gerne kurz darüber nachdenken und meine Gedanken dazu sortieren. Wundere dich nicht, wenn ich dies laut mache. Du kannst zuhören oder auch deinen eigenen Gedanken nachgehen. Danach können wir ganz normal weitersprechen.“

Dann geht der/die Berater:in aus dem direkten Gesprächskontakt (z.B. Blick abwenden, aufstehen, Stuhl zur Seite rücken,…). Es geht darum, den Dialogkontakt wahrnehmbar zu unterbrechen und nun laut über das eben Gesagte zu reflektieren.

Je nach Fragestellung kann der/die Berater:in nun die ganze Vielfalt der eigenen Wahrnehmungen und Bedeutungsgebungen dem/der Klient:in durch Aussprechen zur Verfügung stellen. Dies kann im Reflecting Team auf bestimmte Aspekte fokussieren: z.B. wahrgenommene Ressourcen, bereits vollzogene Veränderungen, erste Schritte in die richtige Richtung, Dialog des eigenen inneren Teams, um Ambivalenzen und Dilemmata aufzuzeigen…

Wiederaufnahme des Beratungsgesprächs

Danach wird das Beratungsgespräch fortgesetzt. Um die Schätze des Reflecting Teams zu heben, kann dies folgendermaßen gerahmt werden: „Das war vielleicht etwas ungewöhnlich für dich, mir beim Nachdenken zuzuhören. Welcher meiner geäußerten Gedanken hat dich angesprochen oder berührt?“

Das Reflecting Team ist als eine Intervention in einem Beratungsprozess gedacht. Die Intervention ist stets eingebunden in ein Beratungsgespräch, in dem im Vorfeld ein ausreichender Kontakt/Rapport hergestellt wurde.

Einsatz im Online-Coaching

Das Reflecting Team im Einzelsetting ist ebenfalls eine gute Möglichkeit die Sitzordnung im Online-Coaching zu verändern. Im Gegensatz zum präsenten Coaching, in dem man mit dem/r Klient:in eher „über Eck“ sitzen würde, sitzt man sich im Online-Coaching gegenüber. Dies bietet den Vorteil des direkten Blickkontakts. Dennoch kann das permanente Face-to-Face anstrengen und zuweilen sogar konfrontativ wirken. Wichtig ist dabei auch hier eine gute Rahmung gegenüber dem/r Klient:in vorzunehmen.

Du findest diese Methode auch in unserer Methodensammlung.

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