Rezension: Transgenerationale Therapie. 75 Therapiekarten von Sabine Lück

Rezension: Transgenerationale Therapie. 75 Therapiekarten von Sabine Lück

rezension systemisches netzwerk

Auf einem Blick

Julia Kruse rezensierte für uns das Kartenset „Transgenerationale Therapie. 75 Therapiekarten“, erschienen im Jahr 2021 im Beltz Verlag.

Autorin: Sabine Lück

Zielgruppe: Therapeut:innen (Schwerpunkt Trauma), (systemische) Berater:innen

Das Set besteht aus 75 Karten im Format 16,5 mal 24 Zentimeter. Das ist etwas größer als DIN A5. Begleitend zu den Karten gibt es ein 32-seitiges Booklet. Das Ganze wird in einer Klappkassette geliefert. Das Material richtet sich in erster Linie an Therapeut:innen und ist für die Verwendung in der transgenerationalen (Trauma-)Therapie konzipiert. Es kann aber auch in der (systemischen) Beratung eingesetzt werden.  

Transgenerationale Therapie: 75 Therapiekarten von Sabine Lück

Kommentierte Inhaltsangabe

In dem das Kartenset begleitenden Booklet gibt Lück eine kurze Einführung in das Thema „Transgenerationales Trauma“ bzw. die transgenerationale Weitergabe von Traumata. Dabei stellt sie unterschiedliche Erklärungsansätze dar. Sie erläutert ihr Konzept des „Generationen-Code“, nach dem ein Leid oder Trauma einer Generation an die nächste(n) weiteregegeben wird. Es folgt eine Erläuterung zum therapeutischen Arbeiten mit den Karten. Hier liegt ein Schwerpunkt auf den Besonderheiten der Aufstellungsarbeit im Kontext der transgenerationalen Therapie. Anschließend werden die Karten im Einzelnen erläutert und mit Hinweisen zur Anwendung versehen.

Die Karten sind in vier Modulen angeordnet, die sich an den Stadien/Phasen der Therapie bzw. Beratung orientieren. Sie enthalten jeweils eine (systemische) Interventionsmethode für die transgenerationale Therapie. Jede Karte enthält einerseits Informationen und Anleitungen für Übungen und Aufgaben, aber auch Hintergrundinformationen, die im Sinne der Psychoedukation an die Klient:innen vermittelt werden können.

Modul 1 „Ressourcenorientierung und Stabilisierung“

Das erste Modul enthält 20 Karten, die positive Perspektiven auf die eigene (Familien-) Geschichte ermöglichen und Strategien zur Bewältigung herausfordernder und belastender Situationen entwickeln. Die Übung „Schmetterlingsumarmung“ auf Karte 8 dient z.B. der Stabilisierung durch eine bilaterale Stimulierung der Körperhälften. Dadurch kann das emotionale Belastungserleben reduziert werden.

Modul 2 „Ahnenforschung und Biografiearbeit“

Im zweiten Modul sind 16 Methoden enthalten, die den Klient:innen Zugang zu ihrer Familiengeschichte ermöglichen. Auch hier liegt der Fokus auf einem ressourcenorientierten und wertschätzenden Zugang. Dieser wird ermöglicht z.B. durch Genogrammarbeit und die Herstellung von Bezügen zwischen der eigenen Lebensgeschichte und derjenigen der Vorfahr:innen.

Modul 3 „Transgenerationale Muster erforschen und auflösen“

Modul 3 umfasst 31 Methoden und Übungen, die sich gezielt mit den transgenerationalen Zusammenhängen auseinandersetzen. Die Klient:innen werden dazu eingeladen, sich mit transgenerational weitergegebenen Mustern auseinanderzusetzen. Hier werden auch Sabine Lücks Konzepte des Generationen-Code und des archaischen Grundkonflikts für die Klient:innen aufbereitet und erläutert.

Modul 4 „Selbstreflexion und Selbstfürsorge“

Das Modul 4 richtet sich an die Therapeut:innen und Berater:innen selbst. Es enthält acht Methoden für die „Selbstreflexion und Selbstfürsorge“. Mit diesen soll die Sekundärtraumatisierung durch den Kontakt mit traumatisierten Klient:innen verhindert werden. Durch Reflexionsübungen und Rituale wird ermöglicht, den Abstand zum Gehörten (und Gefühlten) zu wahren.

Im Detail

Informationsdichte 4/4

Die 75 Therapiekarten enthalten die Informationen, die es braucht, um die jeweiligen Methoden anwenden bzw. anleiten zu können. Die Informationsdichte scheint ausgewogen. Es wird den Klient:innen auch Hintergrundwissen über ihre eignen inneren Vorgänge vermittelt, ohne sie zu überfrachten. In der jeweiligen Situation kann die beratende Person zudem entscheiden, ob die Vermittlung der Informationen sinnvoll ist bzw. noch ergänzt werden sollte.

Das Booklet enthält Informationen zur transgenerationalen Therapie und vermittelt Hintergründe und Anleitungen. zur Anwendung der Karten.

Visuelle Aufbereitung/ Gestaltung: 4/4 Punkte

Die Karten sind sehr ansprechend gestaltet. Jedes Modul ist mit einem eigenen Farbschema versehen. Die Bilder illustrieren die Themen der Karten. Sie sind passend zu den Themen und Inhalten ausgewählt und können so als weiterer Impuls genutzt werden.

Die Karten sind durchnummeriert, die jeweilige Nummer findet sich auf der Vorder- und Rückseite, was die Suche nach einer bestimmten Karte erleichtert.

Da es sich um ein Produkt handelt, das in der Arbeit mit Klient;innen zum Einsatz kommt, spielt m.E. auch der haptische Eindruck eine wichtige Rolle. Die Box wirkt stabil und hochwertig. Die Karten sind aus festem, dünnem Karton und machen ebenfalls einen hochwertigen Eindruck.

Struktur 4/4 Punkte

Das Set „Transgenerationale Therapie: 75 Therapiekarten“ ist in vier Module gegliedert, die für die verschiedenen Phasen des Beratungsprozesses genutzt werden können. Das Booklet gibt zu jeder Karte noch einige Informationen zu Wirkweise und Anwendung der jeweiligen Methode. Die Karten bzw. Methoden lassen sich auch einzeln nutzen und beliebig kombinieren. Das Booklet ist übersichtlich gegliedert. Innerhalb der Texte ermöglichen Überschriften einen ersten Überblick und das gezielte Auffinden von Inhalten.

Verständlichkeit 4/4 Punkte

Die Inhalte bzw. Texte auf den Karten sind verständlich gestaltet. Sie können auch unmittelbar an Klient:innen gerichtet werden. Sowohl die Aufgabenstellungen als auch die dazugehörigen Erläuterungen und Informationen sind so aufbereitet, dass sie auch von Laien verstanden werden können, wenn das entsprechende Interesse vorliegt.

Die Hintergrundinformationen und Erklärungen im Booklet richten sich an Therapeut:innen bzw. Berater:innen. Sie sind dieser Zielgruppe angemessen verständlich und nachvollziehbar und geben einen guten ersten Einblick in die Thematik.

Eignung/Nutzen

Das Kartenset ist gut für die Nutzung in der transgenerationalen Therapie und in anderen Beratungskontexten geeignet. Es ist für die unmittelbare Anwendung konzipiert, stellt also selbst das Handwerkszeug dar. Die Karten lassen sich nach Belieben kombinieren und ermöglichen so eine dem jeweiligen Prozess angemessene Flexibilität und Individualität.

Ich selbst kann das Kartenset in der systemischen Beratung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen anwenden, da es auch viele Impulse zur Biografiearbeit enthält. Diese und weitere Methoden können hilfreich bei der Klärung der eigenen Familiengeschichte und der daraus resultierenden Gefühle/Bewältigungsmuster/Handlungsmöglichkeiten/Schutzmechanismen/Abwehrtendenzen sein.

Relevanz 4/4

Das Thema transgenerationale Weitergabe von Traumata gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit und Interesse. Insofern ist das gesamte Werk von Sabine Lück von hoher Relevanz. Das vorliegende Kartenset ermöglicht eine einfache Umsetzung und Anwendung in der Praxis. Somit ermöglicht es einer wachsenden Zahl von Klient:innen, ihre transgenerationalen Prozesse bzw. ihr familiäres Erbe zu bearbeiten und auf diese Weise die Weitergabe von Traumata u.a. an die nachfolgenden Generationen zu unterbrechen.

Link zum Verlag (freiwillige, unbeauftragte Werbung).

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