Berufsverbände in der Übersicht
Wer sich für eine Systemische Ausbildung interessiert oder nach Systemiker*innen sucht, der weiß, dass es eine Vielzahl von Verbänden gibt, derer man sich als Weiterbildungsinstitut oder Systemiker*in anschließen kann.
Wir wollen ein wenig Licht ins Dunkle bringen und euch einige der Verbände genauer vorstellen.
Sich einem Berufsverband anschließen
Häufig schließen sich Berater*innen, Coach*innen, Therapeut*innen und Organisationsentwickler*innen nach abgeschlossener Ausbildung einem Berufsverband an oder erlangen durch die Ausbildung bei einem Berufsverband ein anerkanntes Weiterbildungszertifikat. Mit dem Zertifikat darf nach außen hin geworben werden. Es zeigt auf, dass der/die jeweilige Anbieter*in gewisse Qualitätskriterien im Rahmen ihrer/seiner Ausbildung erfüllt hat und häufig auch nach definierten Ethikrichtlinien handelt.
Qualität in Beratung, Coaching, Therapie und Organisationsentwicklung
Auf dem Beratungs-, Coaching- und Therapiemarkt gibt es eine Vielzahl an Angeboten, so dass es als potenzielle*r Klient*in nicht einfach ist, das passende Unterstützungsangebot zu finden.
Zertifikate bieten den Klient*innen Orientierung sowie versuchen Sicherheit zu vermitteln, dass der Begleitprozess gewissen Standards und damit auch einer gewünschten Qualität entspricht. Jedoch sollte jede*r Klient*in im persönlichen Gespräch prüfen, wer die passende Unterstützung geben kann und ob nicht nur Ausbildung und Haltung, sondern vor allem auch die Chemie zwischen Ratsuchenden und Prozessbegleitung stimmt.
Systemische Berufsverbände in Deutschland
Die zwei in Deutschland bekanntesten systemischen Berufsverbände sind die DGSF und die SG.
DGSF
Die DGSF, also die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie ist ein berufsübergreifender Fachverband für Systemische Therapie, Beratung, Supervision, Mediation, Coaching und Organisationsentwicklung.
Sie entwickelte sich aus dem Zusammenschluss von DAF, also der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Familientherapie, die bereits 1978 gegründet wurde, sowie dem DFS, dem Dachverband für Familientherapie und systemisches Arbeiten, welcher 1987 gegründet wurde. Die DGSF hat sich das Ziel gesetzt, das Systemische Denken und Arbeiten in Organisationen und Berufsfeldern zu fördern und insbesondere die Systemische (Familien-)Beratung und (Familien-)Therapie zu verbreiten. Derzeit ist der Verband 8.000 Mitglieder stark und gilt als ein gemeinnütziger Verband.
SG
Die SG, die Systemische Gesellschaft – Deutscher Verband für systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung e.V. ist ein berufsübergreifender Fachverband, der den Systemischen Ansatz vertritt sowie weiterentwickelt. Das Systemische Denken und Handeln fördern seit der Gründung im Jahre 1993 inzwischen mehr als 4.000 Menschen sowie über 50 SG-Institutionen, wenn es darum geht Kommunikations- und Problemlösungsprozesse professionell zu entwickeln und zu gestalten. Als Beispiel sind hier die Bereiche Gesundheit, Jugendhilfe und Arbeitswelt zu nennen.
Weitere bekannte Berufsverbände in Deutschland
Im Bereich Coaching und Training, nicht explizit systemisch ausgerichtet, gibt es dazu noch einige weitere und in Deutschland sehr bekannte Berufsverbände.
BDVT
Der BDVT, also der Berufsverband für Trainer, Berater und Coaches e.V. wurde 1964 gegründet bekam 2008 den Zusatztitel „BDVT e.V.“ Dieser Verband richtet sich an Trainer*innen, Coaches und Berater*innen mit sehr unterschiedlichem fachlichem Hintergrund. 600 Mitglieder zählt der Verein, wovon ein Drittel Frauen sind. Der BDVT e.V. beteiligt sich an überregionalen Messen, verfügt über die BDVT-Akademie, trägt den Europäischen Preis für Training, Beratung und Coaching mit aus, hat das BDVT-Camp ins Leben gerufen und bietet Veranstaltungen der Regional-Clubs an.
DBVC
Der DBVC, der Deutsche Berufsverband Coaching e.V. wurde 2004 gegründet und konzentriert sich vornehmlich auf Business Coaching und Leadership. Dabei werden Expert*innen aus den relevanten vier Feldern verbunden. Dies wird auch als „Vier-Säulen-Konzept“ dargestellt. Die vier Säulen sind: Coaching, Unternehmen, Wissenschaft und Weiterbildung. Der DBVC verfolgt hierbei das Ziel, dass die Coaching-Branche professionalisiert wird und zugleich das Coaching in der Praxis, der Forschung und Lehre, sowie der Aus-, Fort- und Weiterbildung gefördert und entwickelt wird.
dvct
Der dvct, der Deutsche Verband für Coaching und Training e.V. hat sich zur Aufgabe gemacht, das Berufsbild in der Öffentlichkeit zu stärken und zu professionalisieren, indem seine rund 1.400 Mitglieder qualifizierte Coaches und Trainer, Institute und Firmen der Branche darstellen. Dabei unterstützt der dvct seine Mitglieder mit kollegialem Austausch und Supervision sowie mit Kooperationen mit Wirtschaft und Verwaltung. Jedes Jahr verleiht der dvct seinen Coach & Trainer Award. Der Preis zählt als einer der renommiertesten Auszeichnungen der Branche.
DCV
Der DCV, der Deutsche Coaching Verband e.V. existiert seit 2005 und setzt sich insbesondere für Coaches in Ausbildung ein. Sein Ziel ist es, das Berufsbild Coach zu professionalisieren. Aufgrund dessen steht auch die Vernetzung sowie der Austausch von Profis im Vordergrund. Diese Haltung wird mit dem Leitgedanken „Kooperation statt Konkurrenz“ verdeutlicht.
DGfC
Die DGfC, die Deutsche Gesellschaft für Coaching e.V., wurde 2002 als Interessenverband für professionelle Coaches gegründet und wurde zwei Jahre später als gemeinnützig anerkannt. Das Ziel dieses Vereines besteht darin, die berufliche Bildung und Weiterbildung auf dem Gebiet des Coachings zu fördern. Außerdem wird die Präsenz von Coachingelementen im Führungshandeln von Profit- und Non-Profit-Organisationen unterstützt. Coaching als Beratungskonzept soll in seinen verschiedenen Facetten und Ausprägungen bekannt gemacht werden.
BDP
Der BDP, der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V., vertritt die beruflichen Interessen der Psychologen und Psychologinnen aus allen Tätigkeitsbereichen. Zudem gilt der Verband als Ansprechpartner und Informant für Politik, Medien und Öffentlichkeit in allen Fragen der beruflichen Anwendung von Psychologie und Psychotherapie. Seit seiner Gründung 1946 zählen nun 11.500 Mitglieder in 13 Landesgruppen und 11 Sektionen zum Verband.
QRC
Der QRC-Verband, der Qualitätsring Coaching und Beratung e.V. ist ein Zusammenschluss von Coaches und Berater*innen, die für Qualität stehen möchten. Der QRC stellt hierfür die geeignete Plattform, sodass sich die Interessierten bis zum SeniorCoach QRC oder SeniorBerater QRC entwickeln können. Mithilfe von Öffentlichkeitsarbeit, einer eindeutigen Positionierung in der Coaching- und Beratungslandschaft sowie durch permanente Fortbildung und Qualitätssicherung kann dies ermöglicht werden. Zudem ist der QRC Gründungsmitglied im Round Table der deutschen Coachingverbände (RTC) und steht somit im offenen Austausch mit anderen Coachingverbänden.
DGSv
Die DGSv, die Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V wurde 1989 gegründet und setzt sich seitdem für die Qualität von Supervision und seit 2000 auch für diese von Coaching ein. Dabei fördert sie zudem die Konzeptentwicklung, die Forschung sowie die Praxis. 4017 natürliche und 31 juristische Personen zählen sich zu ihren Mitgliedern. Desweiteren setzt die DGSv auf eine klare Orientierung in Bezug auf Qualität und Performance in der Beratung, weswegen sie auch anspruchsvolle Aufnahmekriterien für die Supervisor*innen und Coaches hat. Außerdem bietet sie zertifizierte Weiterbildungen zum*zur Supervisor*in und Coach an und steht im ständigen Austausch mit anderen Verbänden.
DGOB
Die DGOB, die Deutschsprachige Gesellschaft für psychosoziale Online-Beratung ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Fachverband, der die Weiterentwicklung der Online-Beratung, des Online-Coaching sowie der Online-Supervision im deutschsprachigen Raum fachlich begleitet und unterstützt. Dabei bezieht er sich auf sämtliche berufspolitische Fragen sowie auf alle fachlichen Fragen rund um die psychosoziale Online-Beratung, die Online-Supervision und das Online-Coaching. Die DGOB steht dafür im engen Austausch mit anderen Einrichtungen und Verbänden, die Online-Beratung anbieten, sodass weitere Erkenntnisse zu Theorie und Praxis telemedial gestützter Beratung gewonnen werden können.
ECA
Die ECA, der European Coaching Association ist ein europaweiter Berufsverband für professionelle Coaches und konzentriert sich insbesondere auf Executive und Personal Coaching. Die Mitglieder dieses Verbandes beraten und coachen Unternehmen und deren Führungskräfte, Teams, Manager, Personalentwickler und Consultants bei der zielorientierten Weiterbildung und bei der Realisierung ihrer Unternehmensziele. Des Weiteren werden inzwischen in mehr als 20 Ländern die Qualitätsstandards dieses Verbandes von den Coaches kommuniziert, sodass die ECA auch beim Deutschen Bundestag akkreditiert ist.
Weitere Verbände im deutschsprachigen Raum
Im deutschsprachigen Raum gibt es weitere bekannte Verbände mit unterschiedlicher Ausrichtung. Auch wenn wir unsere Leserschaft vor allem in Deutschland ansässig ist, möchten wir Euch diese nicht vorenthalten.
Systemis
Systemis ist eine schweizerische Vereinigung für Systemische Therapie und Beratung, die die Interessen von systemisch ausgebildeten Fachleuten in der Schweiz aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Soziale Arbeit. Dabei werden berufspolitische Ziele von den Interessengruppen verfolgt sowie systemische Anliegen in verschiedenen Berufsorganisationen und Gremien vertreten. Die Systemische Therapie ist als wissenschaftlich fundierte Psychotherapiemethode anerkannt, siehe dazu auch unser kürzlich erschienener Artikel.
ÖAS
Die ÖAS, die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Systemische Therapie und Systemische Studien ist ein österreichisches Weiterbildungsinstitut, welches 1986 gegründet wurde. Sein Ziel ist es, als ein Forum für den Dialog zu gelten, in welchem sich Psychotherapeut*innen, Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen mit dem systemischen Ansatz in unterschiedlichen Bereichen auseinandersetzen können. Zudem organisiert und initiiert die ÖAS es systemische Aus-, und Fort- und Weiterbildungen und fungiert als Plattform für eine wissenschaftliche Diskussion über systemische Theorie und Praxis.
bso
Der bso, der schweizerische Berufsverband für Coaching, Supervision und Organisationsberatung, wurde 1976 gegründet und besteht inzwischen aus rund 1.400 Einzelmitgliedern und 18 Kollektivmitgliedern. Seitdem steht der Verband für hohe Kompetenz in seinen Bereichen und steht zugleich für hohe Qualitätsstandards mit dem eigens entwickelten Qualitätssystem. Der bso vertritt die berufspolitischen Anliegen seiner Mitglieder im nationalen und im internationalen Kontext.
ÖVS
Die ÖVS, die Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching wurde 1994 gegründet und besteht inzwischen aus 1.300 eingetragenen Supervisor*innen und Coaches in ganz Österreich, die in den neun Bundesländergruppen vertreten sind. Die ÖVS ist zudem Gründungsmitglied des europäischen Dachverbandes für Supervision, ANSE (Association of National Organisations for Supervision in Europe), weswegen sich die ÖVS an der qualitativen Entwicklung von Supervision, Coaching und Organisationsberatung in Europa beteiligt hat und sich für eine professionelle Supervision, qualitätsvolles Coaching bzw. auch Organisationsentwicklung/Organisationsberatung einsetzt. Sie leistet darüberhinaus vielschichtige fachliche und berufspolitische Entwicklungsarbeit.
ARGE Bildungsmanagement
ARGE Bildungsmanagement ist seit über 30 Jahren ein Bildungsinstitut, das mit seinen mehreren hundert aktuellen Studierenden zu den größten unabhängigen Erwachsenenbildungseinrichtungen Österreichs gehört. Der thematische Schwerpunkt liegt in den Bereichen Beratung, Management & Psychotherapie. Zudem ist ARGE Bildungsmanagement in Österreich der größte Ausbildner in den Bereichen Mediation, Supervision und Lebens- und Sozialberatung. Sämtliche Studienangebote sind berufsbegleitend organisiert und orientieren sich an den Ansprüchen von Berufstätigen und den Entwicklungen des Arbeitsmarktes mit starkem Praxisbezug.
Resümee
Bei der Aufbereitung des Artikels ist uns selbst noch einmal mehr bewusst geworden, dass es viele verschiedene Berufsverbände – nicht nur explizit für Systemiker*innen – gibt, die jeweils einen leicht veränderten Schwerpunkt aufweisen.
Bereits bei der Wahl Deines Ausbildungsinstitutes solltest du Dir bereits einen Überblick verschaffen, bei welchem Berufsverband Deine Weiterbildung anerkannt ist und ob dieses für Deine persönliche Ziele und Zwecke passend ist. Manchmal ist es auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich, eine Zertifizierung zu erlangen. Mit dieser Zertifizierung kannst du im Anschluss auf Deiner Webseite oder weiteren Kommunikationskanälen darauf aufmerksam machen, wo Deine Weiterbildung anerkannt wurde. Du machst dadurch transparent, dass du Deine Prozessbegleitung an den Qualitätskriterien oder auch an den Ethikrichtlinien eines Berufsverbandes ausrichtest.
Nicht nur das. Viele der Berufsverbände bieten zudem tolle Vernetzungsformate oder auch Weiterbildungen in der jeweiligen Berufsgruppe an. So lohnt es sich zu prüfen, in welchem Verband du Dich wohlfühlst und wovon du gern ein Teil werden möchtest.
Fehlt ein Verband? Dann schreib uns gerne eine Nachricht und wir nehmen diesen in unsere Übersicht mit auf.
Trainerin (IHK-zertifiziert) | Schwerpunkte: Flipchart-Gestaltung, Stressmanagement und Feel Good Management | freie Online-Redakteurin des Online-Magazins „Systemisches Netzwerk“
Mit ihren Angeboten (Seminare, Vorträge – online und Präsenz) möchte Anna-Lena (Rufname: Anna) ihren Mitmenschen zu einem gesunden und vor allem glücklicheren und zufriedenen Leben verhelfen. Sie macht sich dabei ihre Kenntnisse der angewandten Psychologie zu nutzen.
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