Systemisches Arbeiten als Berufung

Systemisches Arbeiten als Berufung

Die Gründerin des Systemischen Netzwerks, Sandra Brauer, war kürzlich zu Besuch im Podcast der Coachingbande. Am 26.02.2021 wurde endlich ihre Folge mit dem Titel „Warum wir so in Love mit dem Systemischen Arbeiten sind“ veröffentlicht.  

Thema der Folge ist das systemische Arbeiten und was es alles bewirken kann. Natürlich hat Sandra auch viel über das Systemische Netzwerk und ihren Entschluss, ein zweites Mal zu gründen, erzählt.

Das erste Mal hat Sandra 2017 gegründet (Veränderungsbegleitung mit System). Im ersten Corona-Lockdown im vergangenen Jahr wurde ihr dann so langweilig, dass sie sich zu einer zweiten Gründung entschloss. Die Idee zum Systemischen Netzwerk wurde geboren. Aus dieser Idee hat sich nun „leider“ beziehungsweise zum Glück ein Unternehmen entwickelt. Das überrascht und irritiert Sandra bis heute, vor allem aber ist sie für diese Entwicklung sehr dankbar. Ihr Ziel und besonderes Anliegen besteht darin, den Funken des systemischen Arbeitens in die Welt zu tragen.

Was bedeutet „systemisch“?

„Systemisch ist für mich eine Denkweise, eine Haltung, wie man auf Menschen blickt und dabei nicht nur Klienten oder Coachees, sondern allgemein auf Menschen. Etwas oder Jemand wird nicht losgelöst von anderen betrachtet, sondern immer im Kontext und auch eher mit Reaktion und Gegenreaktion, wenn man auf der Verhaltens- und Kommunikationsebene unterwegs ist. Die Haltung ist eher wertschätzend und wohlwollend im Blick auf den Menschen.“

Sandra Brauer – Gründerin des Systemischen Netzwerks

Ihr Ziel ist es, genau diesen Gedanken zu verbreiten, damit möglichst viele Menschen von der systemischen Arbeit profitieren können. Andere Systemiker*innen sollen eine Bühne bekommen und von ihrer Arbeit berichten. Immer mehr Menschen sollen vom systemischen Gedanken erfahren und verstehen, was sich dahinter verbirgt und warum er so wirkungsvoll ist. 

Gestartet hat das Systemische Netzwerk als Online-Magazin auf den Kanälen Instagram und Facebook mit Verlinkungen auf den eigenen Blog. Die Community hat dann aber doch mehr Netzwerk verlangt, sodass Sandra kurzerhand auf die Idee kam, auch eine Methodensammlung zu integrieren. Diese Methodensammlung ist der Inbegriff von Sandras Überzeugungen, voneinander zu lernen und gemeinsam was zu bewirken. Die Methoden müssen dabei nicht systemisch sein, sondern können einfach allgemein aus dem Bereich Coaching, Therapie, Beratung oder Organisationsentwicklung stammen. Auch Sandra lernt am liebsten von und mit anderen Menschen. Deshalb findet sie auch Bar Camps oder Open Spaces als Veranstaltungsformate sehr hilfreich und interessant. Dort wird ohne einen festen Rahmen über ein Thema diskutiert. Veranstaltungen dieser Art leben von ihren Teilgeber*innen statt von Teilnehmer*innen. Der Grundgedanke ist, dass jeder genau richtig ist, wie er ist und jeder etwas beitragen kann.

Warum sollte man systemisch arbeiten?

Die Antwort auf diese Frage liegt auf der Hand: Eben genau deshalb, weil eine systemische Ausbildung einen ganzheitlichen Ansatz überträgt, der ein spezielles humanistisches Menschenbild in sich trägt. Dieses Menschenbild begleitet einen von Anfang an in der Ausbildung und ist eindeutig die wichtigste Intervention.

Schuld, Fehler oder Ursprung sind hierbei egal. Aufgrund dessen entspannt die systemische Haltung jede menschliche Beziehung. Jeder hat das Recht und die Möglichkeit glücklich zu sein und kann ein selbstbestimmtes Leben führen.

Sandra ist der Überzeugung, dass drei wichtige Interventionen das Leben wunderbar machen können: 

  • Konstruktivistische Haltung
  • Perspektivwechsel
  • Und nach guter Absicht fragen

Nach dem Konstruktivismus gibt es nicht die eine Wahrheit. Jeder Mensch hat in jeder Welt aus seiner Perspektive recht. Menschen konsturieren ihre eigenen Wirklichkeiten und die Systemiker*innen versuchen mit Sprache und Kommunikation diese Wirklichkeiten zu verknüpfen. Dies gelingt manchmal, manchmal eben aber auch nicht, weswegen ein Perspektivwechsel sehr wertvoll sein kann. Wir sollten uns öfter in das Gegenüber und das Denken des Anderen hineinversetzen. Dadurch könnte das Miteinander so viel entspannter werden. 

Die Menschen handeln aus ihrer guten Absicht heraus. Die gute Absicht einer Person in ihrem Handeln hat gar nicht so viel mit der jeweiligen Person selbst zu tun, sondern mit der guten Absicht, aus der sie heraus handelt. Selbstverständlich muss man dafür manchmal Grenzen aufzeigen und sagen, bis hier hin und nicht weiter, aber grundsätzlich ist das Handeln der anderen Person niemals böse gemeint. Der Mensch gibt zu jeder Zeit das Beste, was er kann. Durch diese Erkenntnis kann sich Konfliktpotential in Luft auflösen.

Der Mensch ist immer Teil eins Systems und gleichzeitig auch ein System mit vielen Teilen und vielen Stimmen. Deswegen sind auch Werte so wichtig.

Warum sind Werte so wichtig?

Werte machen uns aus und prägen uns und stellen damit unsere intrapersonelle Ebene dar, also das Innere in uns, unsere innere Landkarte.

So wie wir gestrickt sind, mit unseren Werten, Mustern und Verhaltensweisen, gehen wir mal mehr oder weniger passend in Resonanz mit unserer Umwelt. 

Das Zusammenspiel auf Metaebene betrachtet, ist hilfreich in den Coaching- und Beratungssituationen und wird deswegen in Worte gefasst, sodass sich die Ratsuchenden selbst auf anderer Ebene kennenlernen.

Werte meinen nicht das individuelle Leitbild, was häufig falsch verstanden wird. Es lohnt sich genauer hinzuschauen und sich mehr mit seinen Werten zu beschäftigen. Dies fällt oft schwer, weil Werte sehr persönlich sind und oftmals in der Arbeitswelt nicht gewollt sind. Dabei sind Werte essentiell notwendig für das Zusammensein und können ebenfalls Konflikte vermeiden, sofern sie richtig kommuniziert werden.

Das Systemische Arbeiten kann so viel bedeuten, was schlussendlich auch den Titel des Podcasts erklärt.

Die Vision des Systemischen Netzwerks

Die Vision des Systemischen Netzwerks besteht darin, dass sich alle Systemiker*innen mit ihren Angeboten im Netzwerk wiederfinden können und auch sämtliche Berufsverbände dort verzeichnet sind.

Dabei ist vor allem eine kooperative Haltung notwendig, denn wir sind alles keine Konkurrent*innen, sondern können, wenn wir wollen, sehr viel voneinander lernen und profitieren.

Das Systemische Netzwerk möchte genau hier die bislang vorherrschende Lücke schließen und das Systemische sichtbar machen. Derzeit befinden wir uns am Anfang, aber es ist noch so viel möglich. Auch gerade deswegen, weil die Systemische Therapie seit Kurzem ein kassenärztliches Verfahren ist und somit bereits präsenter in der öffentlichen Wahrnehmung ist.

Das Systemische Netzwerk hat sich dazu entschlossen, Blogbeiträge nur von DGSF– und SG-zertifizierten Systemiker*innen verfassen zu lassen. Diese Entscheidung ist damit begründet, dass irgendwann zu viele Artikel aus zu vielen verschiedenen Richtungen eingereicht werden könnten und die Redaktion den Überblick bzw. die Kontrolle verliert. Dies ist tatsächlich auch die einzige Beschränkung, denn das große Ziel lautet wie bereits erwähnt, dass das Netzwerk voneinander lernen soll.

Vor allem beim Systemischen Club sind oftmals Menschen dabei, die (noch) nichts mit der systemischen Arbeit zu tun haben, aber sich trotzdem dafür interessieren. Dort wird sich mithilfe von Impulsgebern über verschiedene Themen ausgetauscht, die eine Relevanz haben und gleichzeitig über den Tellerrand hinausschauen. Hier sind zwischen 40 und 400 Interessierte mit dabei. Besonders wertvoll wird dieses Format durch die Möglichkeit der gezielteren Vernetzung und Austausch in einer LinkedIn-Gruppe.

Wie bekommt Sandra das alles gehändelt?

Bei allem, was Sandra macht und tut stellt sich natürlich die Frage, wie sie all das unter einen Hut bekommt. Dabei ist ihr vor allem Selbstreflexion sehr hilfreich beziehungsweise unabdingbar. Ist es gut so, wie ich arbeiten möchte?

Sandra hat das große Glück, dass sie sich durch ihr gutes Netzwerk, was sie sich aufgebaut hat und noch immer aufbaut, kaum um Akquise kümmern muss und sich vieles automatisch ergibt. Sie hat ihren Beruf zur Berufung gemacht und einfach jede Menge Spaß bei dem was sie tut. Außerdem nutzt sie die Zeit, die sie durch den Corona-bedingten Wegfall ihrer Hobbies gewonnen hat, für ihre Berufung. Mit ihren beiden freiberuflichen Online-Redakteurinnen hat sie außerdem die notwendige Unterstützung von Anfang an mit auf diese spannende Reise genommen. Durch den virtuellen Raum und die Digitalisierung ergeben sich zudem permanent Überraschungen in Form von wundervollen Begegnungen, mit denen zuvor vermutlich niemand gerechnet hätte. Auch aus diesen Begegnungen und Überraschungen zieht Sandra viel Kraft, Inspiration und Motivation.

Dementsprechend ist es auch nicht vorhersehbar, wie das Systemische Netzwerk in fünf Jahren aussehen wird. Fünf Jahre entsprechen bei Sandra gefühlte hundert Jahre. Wir sind offen und gespannt auf alles, was da noch kommt.

Und wir sind dankbar, dass unsere liebe Sandra bei der Coachingbande im Podcast zu Gast sein durfte und über all das, was hier geschrieben steht, und noch viel mehr sprechen durfte.

Seid also gespannt und hört unbedingt mal in die Podcastfolge hinein!

Das Systemische Netzwerk findet ihr im Übrigen auch auf:

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