Arbeit mit Bilderbüchern in der Beratung

Kann ein Bilderbuch mehr bewirken als ein Fragebogen? Am 25. September trafen sich systemische Coaches, Berater:innen und Therapeut:innen zum Clubabend. Unsere Impulsgeberin Marion Oberheiden öffnete an diesem Abend neue Perspektiven auf die Arbeit mit Bilderbüchern in der Beratung – als Türöffner für Emotionen, als Spiegel für Beziehungsmuster und als Möglichkeit, Veränderungsprozesse anzustoßen.
Bilderbücher als Resonanzräume
Marion zeigte, dass ein Bilderbuch weit mehr als eine Kindergeschichte ist. Es kann Themen wie Mut, Vertrauen oder familiäre Rollen aufgreifen und so zu einem Resonanzraum für systemische Prozesse werden. Bilder schaffen Distanz, wo Worte zu nah wären – und Nähe, wo Sprache allein nicht reicht.
Sie verbinden symbolische, sensorische und emotionale Ebenen:
„Bilderbücher wirken, weil sie Metaphern zum Leben erwecken. Sie schaffen einen sicheren Raum, in dem Neues gedacht und gefühlt werden darf.“
Von Entenfamilien, Fröschen und Mut
Im Mittelpunkt des Abends standen drei Geschichten
- „Papa in Panik“ – eine humorvolle Annäherung an elterliche Überforderung und familiäre Rollenerwartungen.
- „Mutig, mutig“ – ein Bilderbuchklassiker über Individualität und den Mut, eigene Wege zu gehen.
- „Die Flöhe“ – eine Parabel über soziale Dynamiken und Selbstbehauptung.
Eine spontane Übung zur Entenfamilie auf Teichausflug machte deutlich, wie sich Alltagskonflikte liebevoll externalisieren lassen: Statt über den Klienten zu sprechen, spricht man über den kleinen Erpel, der einfach anders schwimmt – und plötzlich darf alles betrachtet, bewegt und verstanden werden.
Wenn Mut bedeutet, Nein zu sagen
Im anschließenden Austausch ging es um Mut – nicht im Sinne von Heldentum, sondern als Fähigkeit, den eigenen Raum zu wahren. Ein „Nein“ kann ein Ausdruck von Selbstfürsorge sein. Ein „Vielleicht“ ein mutiger Zwischenschritt. Und manchmal ist es die größte Stärke, nicht mitzumachen – wie der Spatz in „Mutig, mutig“.
Diese Perspektivwechsel machten deutlich, wie Bilderbücher nicht nur Kinder ansprechen, sondern Erwachsene in ihrer eigenen Biografie berühren können.
Pädagogische Praxis & kreative Ideen
Im zweiten Teil zeigte Marion, wie Bilderbücher auch in der Pädagogik und im Coaching eingesetzt werden können – etwa durch Ressourcenkarten, Symbolarbeit oder das Entwickeln eigener Geschichten. Die Atmosphäre unseres Club-Abends war wie so häufig lebendig und zugewandt: Zwischen Lachen und Nachdenken entstand ein Raum, in dem Lernen spielerisch wurde.
Zum Abschluss sammelte Sandra die zahlreichen Buchtipps aus der Runde – ein bunter Mix aus Klassikern und neuen Entdeckungen. Folgende Lesetipps mögen wir an dieser Stelle mit Euch teilen (Hinweis der Redaktion: freiwillige unbezahlte Werbung):
- „Mutig, mutig“ – Lorenz Pauli
- „Papa in Panik“ – Frauke Nahrgang
- „Der schwarze Hund“ – Levi Pinfold
- „Wenn Lisa wütend ist“ – Mira Lobe
- „Vielleicht“ – Kobi Yamada
- „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ – Jorge Bucay
Stimmung & Ausblick
Die Rückmeldungen am Ende waren eindeutig: berührt, inspiriert, neugierig auf mehr.
Viele nahmen sich vor, künftig wieder häufiger vorzulesen – nicht nur Kindern, sondern auch sich selbst und ihren Klient:innen.
Lust bekommen beim nächsten Mal dabei zu sein?
Vielen Dank an unsere Gäste für Interesse und den Austausch in einer etwas kleineren und damit auch intimeren Runde. Die Gruppengröße passte sehr gut zum Thema. Wenn ihr Euch miteinander vernetzen mögt, ruft dazu gern in unserer LinkedIn-Gruppe „Systemischer Club“ oder im Community-Bereich unseres Netzwerks auf.
Konntest du dieses Mal nicht mit dabei sein und bist an der Aufzeichnung des Club-Abends interessiert, werde Mitglied in unserem Systemischen Netzwerk. Unsere aktuellen Events findest du auf Eventbrite. Wir freuen uns schon jetzt darauf, Dich bald (wieder) bei einer unserer Veranstaltungen begrüßen zu können.
Bei Fragen sende uns jederzeit gern eine Nachricht.

Dieser Beitrag wurde vom Redaktionsteam des Systemischen Netzwerks für Euch erstellt.
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